Dienstag, 23. November 2010

Tag 26, Demilitarisierte Zone zwischen Nordkorea und Südkorea

Wir fahren durch die leeren Strassen aus Pjöngjang hinaus. Die Menschen sammeln Nüsse von den Bäumen im Park, fischen im Fluss, arbeiten auf dem Feld, Kinder patrouillieren singend durch die Strassen.












Vom einen James Bond Film her stelle ich mir die DMZ als riesiges Minenfeld vor, mit Hovercrafts, sprengstoffbeladenen Brücken und voller Soldaten. Die Realität ist weit weniger spektakulär, ein verschlafener Grenzposten, allerdings mit massiven, meterdicken Toren, dann Fahrt durch die Landschaft, wo Bauern hinter Stacheldraht ihre Felder haben. Der Grenzposten entbehrt nicht einer gewissen Komik, blaue Baracken, eine halbe Stunde besucht von den Touristen in Nordkorea, dann eine halbe Stunde von denen in Südkorea, es ist als ob man in einen Spiegel schaut. In der Ferne sieht man den Mast mit der Südkoreanischen Flagge, jenseits der Baracke südkoreanische Soldaten, die mit ihren Gewehren und gepanzerten Anzügen im Vergleich zu unseren Soldaten geradezu futuristisch aussehen.














Am Abend dann eine der vielen Planänderungen. Wir fahren zum ersten Mal in der Nacht und erst noch durch ein ländliches Gebiet. Wohl unbeabsichtigt sehen wir das alltägliche Leben der Nordkoreaner. Dunkle Strassen, halb legale Strassenmärkte, reger Betrieb, Menschen, die wie Geister durch die Strassen huschen.



Scheinbar endlos fahren wir durch die Nacht und einen Moment lang denke ich, dass uns nie jemand finden würde, wenn die Regierung beschliessen würde, uns verschwinden zu lassen. Die Handys und alle anderen Geräte, die als Peilsender dienen könnten, wurden konfisziert. Mitten in der Nacht kommen wir in einer riesigen Hotelanlage an, die aus vielen kleinen Bungalows besteht. Normalerweise werden hier Staatsgäste und ihre Konkubinen einquartiert, aber all zu viele davon hat Nordkorea nicht, also sind wir hier. Die Bungalows sind in altem Luxus gehalten, eine riesige Badewanne soll spezielles, gesundes Wasser liefern. Ich sitze mit meinen zwei Bayern im Zimmer, wir trinken, ich reisse Witze darüber, was heute Nacht in der Honeymoonsuite der beiden passieren wird, nach dem Motto "what happens in North Korea stays in North Korea", bis wir schliesslich in eine religiöse Grundlagendiskussion abdriften, die wie immer in eine Sackgasse führt. In der Nacht fange ich eine Kakerlake und eine Libelle, die so gross ist, das sich ihr Flügelschlag anhört, als wäre ein Hubschrauber im Zimmer

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